Nachhaltigkeit
BEAN INTERVIEW
Abgesehen von Feminismus, Body Shaming und den neuen Wahlplakaten der CDU, gibt es wohl kaum ein Thema, das die Gesellschaft aktuell mehr beschäftigt als „Green Consumption“. Dass es hierbei inzwischen um mehr geht, als vegane Tofu-Burger und Yoga-praktizierende Umweltschützer in Öko-Sandalen, dürfte jedem klar sein. Nachhaltigkeit ist längst vom belächelten Minderheitenthema zum wichtigen Gesellschaftstrend avanciert – und das nicht nur im Bereich der Ernährung. Welche Rolle sie in der Mode spielt, wie man als Händler auf den Trend eingehen und sich als Konsument verhalten kann – selbst wenn dieser bislang eher Abstand von Soja-Produkten und quälenden Tiervideos gehalten hat – verrät Laura im Interview:
Welche grünen Mode-und Accessoire-Labels führst du im Bean Store?
Ich achte vor allem bei den Labels, die mit Lederwaren handeln, auf ihre Herkunft. Trotzdem fällt es mir im Bereich der Kosmetik leichter. Da hatte ich sogar eine Kollaboration mit einem veganen Nagellack aus Deutschland – OZN. Außerdem führe ich Labels wie „I Want You Naked“ oder im Lederwarenbereich „This is Early“ und „Kathrin Heubeck“ aus München. Leider ist das neuseeländische Label „Kow Tow“ das bisher einzige im Modebereich…
Sind die Marken bewusst gewählt, weil sie grün sind oder ist das nur ein positiver Nebeneffekt?
Ich wünschte, ich könnte es mir leisten nur danach auszuwählen. Ich achte sehr wohl auf Preis-Leistungs-Verhältnisse. Primär geht es mir um die Art des Konsumierens, denn das ist der eigentlich wichtige Anfang. Man muss gar nicht pedantisch auf „grün“ achten, denn so einfach ist es eben nicht. Man kann aber damit beginnen, anders zu kaufen – eben nicht jedem Trend hinter laufen, sondern sich bewusst einkleiden und somit bewusst konsumieren. Es ist mir ein Rätsel, warum das bei Lebensmitteln funktioniert und bei Kleidung noch so oft gespart wird. Man greift wohl doch lieber zum Fünf-Euro-Shirt von H&M…
Wie groß ist die Nachfrage deiner Kundschaft nach grüner Mode?
Es kommen oft Nachfragen bezüglich der Ledertaschen. Ich muss zugeben, dass dann auch oft über den Preis diskutiert oder zumindest gestaunt wird. Generell kann ich jeden Preis bei mir rechtfertigen und habe nichts im Laden, was den Preis nicht verdient hat. Das ist für mich auch wichtig! Der vegane Nagellack zum Beispiel – OZN – ist wahnsinnig toll. Und da sind dann viele Kundinnen auch dankbar, etwas „Gutes“ kaufen zu können.
Denkst du grüne Mode hat für die Meisten immer noch dieses Hippie-Hanfklamotten-Image oder tut sich da mittlerweile etwas?
Es tut sich sicher einiges, jedoch muss den Kunden das Preis-Leistungs-Verhältnis noch deutlicher klargemacht werden. Marken und Trends sind leider immer noch beliebter. Das ist einfach so.
Würdest du sagen, es legen mittlerweile mehr Menschen Wert auf fair und nachhaltig produzierte Kleidung und Accessoires?
Sie sind interessierter an der Herstellung und vor allem an der Qualität – das freut mich. Ich denke, wenn dem Konsumenten wichtiger wird, wie gut ein Produkt ist, kann ganz anders verkauft und auch eingekauft werden. Wir (meine Mitarbeiter und ich) können immer Auskunft darüber geben, wo das Produkt hergestellt wurde. Das ist mir unheimlich wichtig!
Was muss sich deiner Meinung nach tun, damit grüne Mode für die breite Masse attraktiver wird – gerade auch für junge Menschen?
Ich denke, dass die Produktionswege und die Qualitäten mehr im Vordergrund stehen sollten. Ich finde es ziemlich unfair, wenn große Marken plötzlich mit Fair Trade werben – und das bei einem Preis, der eigentlich nicht machbar ist. Das zeichnet ein ganz falsches Bild. Man sollte auch nicht mehr nur versuchen durch schockierenden Videos aufzuklären, sondern den Konsumenten einen Weg nahebringen, nachhaltiges Verhalten in ihren Alltag zu integrieren. Ich denke, es ist Vielen einfach zu anstrengend. Da liegt dann wiederum die Aufgabe auch beim Händler! Ich verkaufe niemals echten Pelz und würde es auch nie tun. Ich bin mir der Verantwortung gegenüber meinen Kunden bewusst. Wenn das Produkt nicht angeboten wird, kann es auch keine Nachfrage geben.