WE.RE ist ein Modelabel aus dem Zusammenschluss zweier Personen: Katharina Weber und Theresa Reiter. Den Stil ihrer Kollektionen bezeichnen beide als androgyn, minimalistisch und gradlinig. Ein bisschen oversized, dennoch feminin und auf jeden Fall durchdacht. Das beweisen die zwei Mädels auch in unserem Interview, wenn sie über den Nachaltigkeitsgedanken sprechen, ihre Lieblingskundin beschreiben und sich freuen, lieber exklusiv zu produzieren als sich dem Mainstream zu verschreiben.

Wie kam es zur Gründung eures Labels?

Theresa: Katharina und ich waren im Sommer 2014 beide in Berlin und durften unsere Kollektionen bei der Berliner Fashion Week zeigen. Dabei haben wir eine ganz tolle Energie verspürt – man war jung und wollte etwas schaffen – und dann haben wir uns gesagt, wir warten noch, bis wir uns auf verschiedene Jobs festlegen. Danach haben wir uns überlegt, ob wir nicht ein tolles Modeprojekt machen wollen. Dann kam die Idee, sich für eine Kollektion zusammenzutun und unsere gute Energie in dieses Pop-Up-Store-Label zu stecken. Wir wollten uns als Designerinnen auf dem Markt präsentieren. Nach dem Projekt war uns klar, das es genau das ist, was wir als Designerinnen machen möchten. Aus dem temporären Projekt wurde ein längerfristiges. Wir hatten damals zwar noch noch andere Joboptionen, aber haben uns letztendlich für das Label entschieden.

Und was ist euch im Bezug auf die Materialien wichtig?

Katharina: Das war uns schon während unserem Studium wichtig, dass wir Sachen haben wollen, die sich toll anfühlen. Das können für uns schöne Naturmaterialien wie Seide, Wolle, Kaschmir oder Leinen im Sommer sein. Es fühlt sich gut auf der Haut an, ist beständig und nicht vergänglich. Die ganzen Billigsachen, welche man für bisschen Geld kauft und nach einem Jahr wegschmeißen kann – das ist für uns nicht mehr die Art wie wir konsumieren möchten. Wir arbeiten zum Beispiel mit europäischen Firmen zusammen, mit italienischen Webereien oder mit einer Firma aus der Schweiz, da bei uns der Nachhaltigkeitsgedanken mit reinspielt und wir versuchen so transparent wie möglich zu sein. Wer auf Qualität achtet, der schaut, dass die Teile nicht ewig transportiert werden. Es muss einfach Sinn ergeben und ein gutes Konzept dahinterstehen. Auch das wir „Made in Munich“ herstellen rundet unsere Sache meiner Meinung nach ganz gut ab.

Worin liegt die Schwierigkeit im Bezug auf Transparenz und Nachhaltigkeit?

Theresa: Es ist utopisch das Gesamtpaket liefern zu wollen. Gerade am Anfang, wenn man ein Produkt herstellt, kann man nicht behaupten es sei 100 % nachhaltig, vegan und arbeiterfreundlich. Jeder muss schauen, welchen Aspekt er für besonders wichtig hält und muss sich danach richten. Wir legen besonderen Wert auf die lokale Produktion – das ist der Bereich wo wir sagen können: Wir machen etwas anderes draus als die Mainstream-Labels.

Wie würdet ihr eure Zielgruppe beschreiben?

Katharina: Zielgruppen haben wir bestimmt auch, aber wir beschreiben immer gerne unsere Lieblingskundin. Das ist die selbstbewusste Frau ab 35-40 Jahren, die im Leben steht, die bereits ihren eigenen Stil gefunden hat und auch weiß, wie sie sich anziehen mag. Die Frau gibt gerne Geld für Mode aus und legt Wert darauf, wo die Sachen produziert werden. Sie soll im besten Fall ein Teil bei uns finden, dass sie wirklich liebt und daher oft trägt. Wir haben aber auch Stücke, die man sich als Student leisten kann, daher ist die Palette bei uns breit abgedeckt.

Theresa: Wir wollen bei WE.RE keine Frau mit Klamotten einkleiden, in denen sie sich unwohl fühlt. Meistens haben wir Kunden, die für ihren bestehenden Kleiderschrank noch ein Lieblingsteil suchen. Wenn möglich findet sie damit noch ein paar Highlights mehr für ihre Garderobe. Und deswegen kann bei uns jeder kommen – egal ob jemand sich nur in hochwertiger Designermode kleidet oder eben jemand, der sagt, er möchte ein besonderes Teil. Denn wer etwas Besonderes trägt, der fühlt sich auch so.

Nun habt ihr ja eure Lieblingskundin beschrieben. Findet ihr, dass diese Frau den Zeitgeist von heute widerspiegelt?

Theresa: Immer mehr! Das kann man ablesen an dem Konsumdenken, was sich gerade verändert. Heutzutage möchte jeder individuell sein – gleichzeitig denken die Endverbraucher aber viel mehr darüber nach, wie sich Kleidung und auch das Konsumdenken auf die Umwelt auswirkt. Das ist vielleicht auch eine Entwicklungssache, aber ich denke mal, dass das bewusste Einkaufen immer mehr im Kommen ist. Es kommen viele Leute hierher, die gezielt bei uns Mode mit nachhaltigem Gedanken suchen. Ich würde aber behaupten, dass unser Konzept noch nicht im Mainstream angekommen ist.

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Katharina: Ich glaube unser Standort wird immer München sein, weil wir bereits mit dem Made in Munich angefangen haben. Wir wohnen hier und haben unser Leben hier aufgebaut. Von dem ist das hier unsere Basis. Aber unser Ziel wäre es, immer mehr Bekanntheit zu erlangen und mehrere internationale Läden zu rekrutieren, die einen im Sortiment haben. Kann auch sein, dass sich der Laden in München noch verändern wird – und wir an einer anderen Adresse weitermachen.

Theresa: Was die ganze Verkaufsgeschichte angeht, man kann nie voraussehen was noch kommt. Unser Ziel ist es aber auf dem klassischen Einkauf zu bleiben. Lieber sehen wir unsere Kollektionen in kleinen und liebevoll eingerichteten Läden, wo man die Leute noch kennt und weiß, dass sie hinter den Produkten stehen als bei großen Ketten. Ich glaube nicht, dass wir mit WE.RE diesen Massenstatus erreichen. Vielmehr wollen wir nach wie vor exklusivere Serien machen. Das Modell Online und anonym einkaufen lehnen wir dagegen eher ab. Der persönliche Kontakt zum Kunden ist wichtig. Ich glaube nur so bleibt ein Design auch lebendig.

Hier findet ihr noch weitere Infos: http://www.werealabel.com