Wie kam es zur Gründung des Labels?

Hätte mir jemand vor 10 Jahren gesagt, dass ich mich als Schneidermeisterin selbständig mache, mit einem kleinen Atelier – spezialisiert auf Anfertigungen, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt. Wir wollten natürlich alle in der Ausbildung in die große weite Modewelt – es kommt eben immer anders als man denkt.

Mit kleinen Startschwierigkeiten des ersten gegründeten Labels NEONLACHS  und der Trennung von meiner damaligen Geschäftspartnerin habe ich im Jahr 2015 den Reset-Knopf gedrückt und mich dazu entschlossen weiter zu machen. Das geliebte Atelier in der Maistrasse existierte bereits, dazu habe ich einen Azubi in Ausbildung zur Maßschneiderin eingestellt. Für mich war klar – wenn, dann entgegengesetzt zu dem, was draußen in der Modewelt für ein Wahnsinn herrscht. Die Mode und deren Trends haben sich sehr verändert. Für mich hat es nicht mehr viel mit Ästhetik oder Geschmack zu tun. Mitte des Jahres 2015 habe ich das ATELIER KALDEWEY mit dem Label KALDEWEY handcrafted gegründet. Slowfashion auf Anfertigungsbasis : Die Nische zwischen Ready to Wear und Maßanfertigung. Hier kann ich, zumindest in meinem Bereich des Möglichen, auch mit einem Nachhaltigkeitsgedanken, etwas erschaffen, hinter dem ich auch stehen kann, auch wenn es manchmal nicht einfach ist.

Was hast du im Sortiment?

Die Frau steht im Fokus – einfach auch dadurch das ich eine bin und somit mehr Erfahrungswerte habe – aber wir fertigen auch sehr gerne für den Mann an. Dazu gibt es Accessiores aus Leder und besonderen Materialen als Beiwerk. Das heißt generell eine Vollkollektion, ohne saisonalen Rhythmus. Das Steckenpferd ist der Mantel in allen Varianten – immer eine Spur lässig mit einer gewissen Gradlinigkeit durch die Schnittführung. Aktuell arbeite ich an einer BRIDAL Kollektion, da wir 2016 gefühlt hauptsächlich Bräute hatten und sich hier eine weitere Nische auftut.

Wie entstand die Zusammenarbeit mit dem Bean Store?

Aus tiefer Sympathie, Frauenpower, dazu gegenseitiger Support und eine gemeinsame Vision.

Gemeinsam ist man eben stärker und es entstehen tolle Ideen, Bekanntschaften und Kooperationen. Und weil es einfach schön zusammen passt – auch wenn eher wenig und vereinzelt, fertige ich für den Bean Store besondere Teile an, die das Sortiment ergänzen. Die Linie `Bean Mini Me` ist eine Idee, speziell für die Beans, die nächstes Jahr noch ausgebaut werden soll. Also ein Partnerlook-Mantel für große und kleine Beans.

Was ist dir im Bezug auf das Material wichtig?

Das Gefühl. Die Haptik und der Fall sowie langfristige Qualität. Ich liebe Jersey, elastische und gleichzeitig standhafte Materialien wie Wolle. Sie müssen alltagstauglich sein. Dabei konzentriere ich mich auf Lagerwaren, was in meinen Möglichkeiten einen Nachhaltigkeitsgedanken mit sich bringt. Ich bin der Meinung, das die Welt einen Produktionsstopp einlegen könnte.

Wofür steht dein Label?

Zeitlose Eleganz – unangestrengt und alltagstauglich.

Besondere, geradlinige, in sich raffinierte, aber feminine Schnitte, die von ihren Details und Ihrem Material leben.

Wie würdest du deine Zielgruppe beschreiben?

Generell sehr breit gefächert. Männer jeden Alters –  ich würde sagen bei der Frau ab 30 Jahre aufwärts. Bei jedem Entwurf habe ich eine Frau im Kopf, die mitten im Leben steht, weiß was sie will und einen Anspruch für Passform und Qualität entwickelt hat Außerdem Job und Kids unter einen Hut bringt und dabei bequem gut aussehen will ohne viel dafür zu tun.

Welches Alleinstellungsmerkmal hat dein Label?

Es wird ohne saisonalen Kollektionsrythmus gearbeitet. Das Sortiment baut aufeinander auf. Ich produziere erst nachdem eine Bestellung eingegangen ist, somit bietet sich jedem Kunden die Möglichkeit bei seinem Kleidungsstück mitzuwirken. Auf Basis meiner Designs entsteht ein persönlich angefertigtes Unikat.

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Auf jeden Fall in München, mit einem Atelier in dem ich meine Vision weiter ausbauen kann – und es funktioniert, weil das Bewusstsein der  Gesellschaft für die Nische geweckt ist.